Batman, Lottokopf und die radelnde Ratte von Raphael Brunner

Wir sehen und verstehen die Welt überhaupt erst, indem wir uns Bilder von ihr machen.
Diese in ewiger Ferne formulierte These, wird heute von der modernen Bewusstseinsforschung vielfältig bespiegelt. Beau Lotto heißt einer ihrer Protagonisten (noch ein Lottokopf), der die Mechanismen der Weltwahrnehmung in unseren Köpfen wunderbar beschreibt, wie sehr sie auf Bildern, Modellen und Worten beruht, wortwörtlich dem Reim, den wir uns auf die Dinge machen, und wie wenig, auf dem, was wir tatsächlich sehen.

In den Bildern von Raphael Brunner begegnen sich Figuren, Dinge, Orte genau so frei,
unvermittelt und widersprüchlich, ernsthaft wie komisch, wie sie es in unseren Gedanken tun. Die Bilder sind übersetzt in eine reduzierte Malerei, die Fläche und Farbe liebt. Das Bild dahinter ist viel reichhaltiger. Es entsteht noch einmal im Kopf des Betrachters. Sonnen, Wasser, der sich häufig wiederholende Kreis als Grundform, mittendrin ein Mensch oder etwas, was eine Spur des Menschen trägt. Batman fliegt über eine Landschaft, die Hände weit ausgestreckt, im Begriff einen Traktor zu stoppen. Seit wann kann er fliegen, war er nicht immer im Auto unterwegs? Auf einem  anderen Bild ist eine Ratte auf Rad mit Gepäckträgerbesatzung zu sehen. Entführt das radelnde Tier gerade jemand oder darf man dem Titel glauben, es handle sich um eine „erste Tour mit der neuen Adidas-Hose“, also eher einen modischen Ausflug?

Der kleine Lottokopf erzählt von der Suche nach der Ordnung der Dinge in unseren Köpfen. Der Verdacht, dass alles nur Zufall sein könnte, steht im Raum. Farbe bringt ein wenig Orientierung ins Bild. Im großen Lottokopf fehlen die Farben. Die Kugeln sind alle gleich und es wird wohl egal sein wann und wohin welche Kugel fällt.

Farbige Punkte und Kreise strukturieren auch eine Art Landschaft im Bild „Ophelia“. Die
Spielfelder markieren einen Lebensraum und laden ein in ein buntes vielleicht verbotenes Terrain. In Gedanken Züge machen, Hüpfen. Ophelia selbst kann das nicht mehr, sie liegt im Wasser. Zu früh.

Die Titel, die Brunner den Bildern mitgegeben hat, geben Hinweise, sie erklären nie die
ganze Geschichte. Wir würden uns freuen, wenn Sie über die Ausstellung berichten.

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